Nationalpark Ostsee – ein Kommunikationsdesaster

Nationalpark Ostsee – ein Kommunikationsdesaster
Eindrücke von Sönke-Peter Paulsen vom 15. September 2023

Im Frühjahr 2023 startete Umweltminister Goldschmidt das Konsultationsverfahren zur Einrichtung des Nationalparks Ostsee.

Nach mehreren Workshops mit betroffenen Interessengruppen und den Kommunen ist das Verfahren auf der Zielgeraden.

Von Beginn an gab es Bedenken gegen die Einrichtung und eine sehr emotional gehaltene Diskussion über das Für und Wider eines Nationalparks Ostsee.
Ich hatte die Gelegenheit, für die Gemeinde Schwedeneck an der Eröffnungsveranstaltung und zwei Workshops (Tourismus und Kommunen) teilzunehmen.
Die anfangs geäußerten Argumente und Bedenken zogen sich durch alle Veranstaltungen durch.

Dabei fiel die Verunsicherung der Betroffenen auf.

In allen Veranstaltungen gab es ein klares Bekenntnis zum Schutz der Ostsee. Es besteht Einigkeit darüber, dass verstärkte Anstrengungen notwendig und unumgänglich sind.

Die Betroffenen beklagen, dass sie ohne Beweis an den Pranger gestellt werden und die Ursachen für den schlechten Zustand der Ostsee nicht hinreichend wissenschaftlich belegt sind. Auch werden bereits eingeleitete oder umgesetzte Maßnahmen bislang gar nicht erwähnt.
Sie fordern deshalb eine fundierte Studie, damit überhaupt klar wird, wo man konkret ansetzen muss.

An Stelle des Aufwandes für Aufbau und Unterhaltung einer weiteren
(Nationalpark-) Behörde sollten die Mittel in ganz konkrete und pragmatischen Sofortmaßnahmen (z.B. Munitionsräumung, Vermeidung von Nährstoffeinträgen) fließen.

Als Hauptrisiko sehen die Teilnehmer immer wieder befürchtete Nutzungseinschränkungen in den bislang nicht näher definierten Kernzonen und sog. Nullnutzungszonen.
Deren Umfang und Auswirkungen sind nicht absehbar und lösen bei den betroffenen Akteuren Existenzängste aus.

Insgesamt mangelt es an einer umfassenden wissenschaftlichen Aufbereitung des Problems und der Darstellung konkret-wirksamer Gegenmaßnahmen.
In der bisherigen Diskussion werden die örtlichen Landwirte für die Eutrophierung und hier ansässige Fischer für die Überfischung der Ostsee sowie die Gefährdung von Wasservögeln und heimischen Meeressäugern verantwortlich gemacht.

Damit fühlen sich betroffene Akteure zu Unrecht an den Pranger gestellt. Ihnen wird die aufgekommene Verunsicherung nicht genommen und es drängt sich die Vorstellung auf, dass es in erster Linie darum geht, eine weitere Verwaltungs- und Aufsichtsbehörde aufzubauen.

Ich wundere mich nicht, dass damit Existenzängste geschürt werden und das allseits gewünschte gemeinsame Ziel, nämlich ein wirksamer Schutz der Ostsee, durch zunehmende Ablehnung bei den Akteuren auf diese Weise konterkariert wird.