Schwedeneck für Demokratie, gegen Extremismus

Am Sonntag, 04.02.2024, haben mehr als 300 Bürger*innen deutlich gezeigt, dass es hier bei uns keinen Platz für Extremismus jeglicher Art gibt.

Hier der Wortlaut einer sehr persönlichen Rede von Gundula Staack.


Mein Name ist Gundula Staack.

Ich bin 56 Jahre alt, verheiratet, zwei erwachsene Töchter, ein Enkelkind.
Ich stehe hier als Vorsitzende der CDU-Schwedeneck, der ich seit über 37 Jahren angehöre. Seit 22 Jahren bin ich Gemeindevertreterin in unserer Gemeinde.
Mein Vater war Jahrgang 1924, geboren in Berlin hat er als 9-Jähriger den Fackelzug zu Hitlers Machtergreifung miterlebt und als junger Soldat das Gemetzel des Krieges, sein bester Freund starb im Schützengraben, er war Zeuge, wie die SS wenige Tage vor Kriegsende am Bahnhof Friedrichstrasse in Berlin zwei jugendliche Soldaten erschoss, die einfach nur nach Hause wollten.
Er war zeitlebens ein politischer Mensch, für den die parlamentarische Demokratie ein hohes Gut war.
Meine Mutter ist Jahrgang 1935, geboren ebenfalls in Berlin. Sie wurde während des Krieges mit Mutter und Bruder wegen der Bombardierungen nach Ostpreußen evakuiert und musste dann von dort vor den Russen fliehen.
Sie hat Krieg, Hunger, Vergewaltigung, Zerstörung und Flucht erlebt.
Meine Familie weiß, was eine rechte Diktatur anrichtet, wieviel Willkür und Hass, Zerstörung und Elend sie über die Menschen bringt und wie sehr Biografien bis in die Enkelgeneration davon in Mitleidenschaft gezogen werden.
Wenn wir später Großeltern oder Onkel und Tante in Berlin besuchen wollten, erlebten wir die linke Diktatur bei jedem Grenzübertritt.
Ich stehe hier, weil ich ein Zeichen setzen will gegen Extremismus.

Gundula Staack

Warum erleben rechtsextreme Gesinnungen derzeit Zulauf?
Wir haben doch so schlimme Erfahrungen damit gemacht!
Was ist los, dass die Menschen vergessen haben, was gewesen ist?
Ich erlebe selbst, wie komplex die Welt geworden ist.
Alles hängt irgendwie mit allem zusammen.
Wir wollen unsere Welt gerecht gestalten und verzetteln uns im KleinKlein der Gesetze, Satzungen, Vorschriften und Regeln.
Die Orientierung ist abhandengekommen.
Einfache Lösungen gibt es nicht mehr, auch wenn die Populisten uns dies glauben machen wollen.
Eine Überfülle an Informationen, ob wahr oder falsch, verstellt den klaren Blick.

Haben die Menschen den Überblick verloren?
Kann es sein, dass wir viele Menschen überfordern?
Wir alle beobachten, dass es Leute gibt, die nicht mehr offen sind für Gespräche.
Sie machen zu und wollen gar nicht mehr in den Diskurs gehen.
Kann es sein, dass wir sie mit unserer Rhetorik an die Wand quatschen?
Fühlen sie sich hilflos gegenüber immer weiter steigenden Erwartungen an ihr Handeln, ihre Moral, Ihre Gesinnung?
Überrollen wir die Menschen mit unserer Vorstellung, wie sie ihr Leben leben sollen?
Ich beobachte, dass viele Menschen mit ihren Ängsten und Sorgen nicht ernst genommen werden.
Vielmehr werden diese Ängste und Sorgen zunächst einmal in gute und schlechte sortiert und bewertet.
Was aber, wenn die Menschen nun mal Ängste und Sorgen haben, die nicht in unser Weltbild passen?
Welches Gefühl vermitteln wir diesen Menschen eigentlich?
Dass sie sich dafür vor Leuten rechtfertigen müssen, die rhetorisch viel besser gewappnet sind?
Ich bin fest davon überzeugt, dass in dem Moment, wo Menschen sich ernstgenommen fühlen, wo sie sich aufrichtig auf Augenhöhe befinden, wo man Verständnis für ihre Lebensumstände und Anerkennung für ihre Lebensleistung zeigt, wo Politik ihre realen Probleme löst, da haben Extremisten keine Chance.
Nicht nur die Politik – wir ALLE – sollten hinhören,
wir sollten Verständnis haben,
wir sollten hinnehmen, dass Menschen andere Vorstellungen haben.
Wir sollten ertragen können, dass andere Menschen einige Dinge einfach besser wissen als wir.
Wir sollten nicht überheblich sein.
Jeder von uns sollte einen Teil seiner Lebenszeit für die Gemeinschaft einsetzen, denn in der Gemeinschaft stützen wir uns gegenseitig.
In der Gemeinschaft von Sportverein,  DRK,  Kirche, Gewerkschaft oder  Partei – überall wo wir soziale Kontakte haben….…da haben wir die Chance, unsere Talente, unsere Fähigkeiten und unser Herz für andere einzusetzen.
Lasst uns ein breites Bündnis schmieden, damit die AfD eine Randerscheinung bleibt.
Ein Bündnis für Demokratie, Verständnis, Toleranz und Vernunft und gegen Extremismus.
Wir dürfen dabei Menschen nicht ausgrenzen, solange sie ins demokratische Spektrum gehören.
Und diese demokratische Bandbreite hört nicht in der Mitte auf.
Wenn wir das beherzigen, werden wir keinen Raum lassen für
Vereinfacher, für Verführer, für Neid, Hass und Hetze.